Geschichte

Das Speckschiff von Keimpetille  

Niederlande

Lesezeichen

Teilen

Routenplaner

In der Nacht vom 13. auf den 14. April 1945 wurde hier vom Widerstand ein Skûtsje (Flachbodenschiff) quer vor der damals noch vorhandenen Brücke versenkt und damit wurde die Wasserstraße von Leeuwarden nach Harlingen blockiert. Ein von den Deutschen requiriertes Schiff, beladen mit konfisziertem Speck, der für die Heimat bestimmt war, fuhr sich nichtsahnend fest. Bis in die weite Umgebung ließ sich die Bevölkerung den Speck wohlschmecken.

In den letzten Tagen vor der Befreiung der nördlichen Niederlande versuchten die Deutschen noch, so viele brauchbare Güter wie möglich in die Heimat abzutransportieren. 

Auf dem Landweg war dies nicht mehr möglich, da die Kanadier bereits zu weit nach Norden vorgedrungen waren. Aber von Leeuwarden durch den Van Harinxmakanal (damals Harlinger Trekvaart genannt) nach Harlingen und dann über die Nordsee nach Deutschland war der Weg noch offen. Schiffsladungen voller Waren, die auch für die niederländische Bevölkerung unverzichtbar waren, drohten also zu verschwinden, während die Befreiung schon in Sicht war. 

Dies veranlasste zwei Angehörige der niederländischen Inlandsstreitkräfte (NBS) aus Achlum, die Brüder Jan und Rikus de Vries, Söhne des Torfschiffers Knilles de Vries, ihren Vater zu überreden, ihnen sein Schiff, das 20 Meter lange Skûtsje De Dankbaarheid, zu übergeben. Sie holten alles Wertvolle aus dem Schiff, segelten es zum Baggerdepot westlich von Dronrijp und luden es dort mit Schlamm voll. So voll, dass die Bullaugen des Deckshauses unterhalb der Wasserlinie lagen.  

Dann legten sie die Dankbaarheid vor der Drehbrücke des Weilers Keimpetille (offiziell: Kingmatille) quer und öffneten die Fenster. Vor ihren Augen sank der Kahn auf den Grund des Kanals. Am nächsten Tag näherte sich ein deutscher Lastkahn, beladen mit 5.000 Seiten Trockenspeck, die aus einem Kühlhaus in Gieten, Drenthe, geraubt worden waren. Er lief auf das Wrack auf.  

Die Deutschen flohen und mussten die wertvolle Fracht zurücklassen. Der Speck wurde von den NBS an die Bewohner der umliegenden Orte verteilt, die so in den Genuss einer luxuriösen Befreiungsmahlzeit kamen. 

Auch andere Schiffe konnten an dieser Stelle danach nicht mehr passieren, was diese Aktion zu einem der erfolgreichsten Sabotageakte in Friesland machte. Außerdem folgten keine deutschen Repressalien.