Niederlande
Lesezeichen
Teilen
Routenplaner
Sonntag, 14. Januar 1945. Der 26-jährige Anatole Côté, Kapitän einer Gruppe von acht Typhoons der Royal Canadian Airforce, startete vom Luftwaffenstützpunkt Eindhoven mit einem besonderen Auftrag: Die Jäger sollten Bodenziele in der Nähe von Archem und Hessum ins Visier nehmen.
Die deutsche Luftwaffe hat seit zwei Wochen ihre Luftüberlegenheit verloren. Dies geschah der Luftwaffe bei ihrem eigenen massiven Luftangriff auf alliierte Luftwaffenstützpunkte im Süden der Niederlande.
Am ersten Tag des Jahres feuert eine SS-Sondereinheit in der Nähe von Ommen eine neu entwickelte Waffe auf Antwerpen ab: eine V2-Rakete.
In den letzten Tagen sind in Antwerpen täglich zwei bis drei Raketen niedergegangen, mit denen die Deutschen versuchen, die Versorgung der Alliierten mit Waren und Menschen zu behindern. Da diese Überschallwaffe für die Alliierten unaufhaltsam ist, muss sie mit anderen Mitteln bekämpft werden.
Die Verwundbarkeit der Vergeltungswaffe 2 ist logistischer Natur: Die 14-Meter-Rakete wird in einer unterirdischen Fabrik in einem Konzentrationslager bei Nordhausen (Thüringen) von Tausenden von Zwangsarbeitern hergestellt. Mit der Bahn kommen sie an verschiedenen Orten in den Niederlanden an. Die Abschussrampen sind in der Nähe von Gravenhage im Gebüsch versteckt und zielen auf den Westen (London). Die Züge kommen auch am Bahnhof von Nijverdal an. In den Wäldern in der Nähe des Sanatoriums von Hellendoorn starten V2-Raketen für südliche Ziele; Ende Dezember werden die Raketen nach Hessum (bei Ommen) verlegt, da die Gefahr einer Entdeckung zu groß wird.
Seit dem 1. Januar werden 9 Tonnen (!) Treibstoff per Rakete über die Straße von Dalfsen nach Hessum geliefert. Die Rakete selbst kommt auf einem Tieflader von der anderen Seite: An einer versteckten Stelle im Wald in der Nähe des Archem-Hauses sorgt die technische Abteilung der Werver-Batterie 500 zunächst dafür, dass die Rakete ihr Ziel findet. Außerdem wird der Kopf der Rakete sorgfältig angebracht - hier befindet sich der gesamte Sprengstoff.
Die acht Hawker Typhoons beschossen zunächst die Kasernen und Startplätze in den Wäldern bei Hessum und beschossen dann die Brücke zwischen Archem und Hessum, wobei Hauptmann Côté als einziger von der deutschen Flak getroffen wurde. Während die anderen weiterflogen, gelang ihm eine erfolgreiche Bauchlandung auf dem verschneiten Feld neben dem Langsweg.
In der Nähe kann er in einem Heuhaufen Unterschlupf finden, und der Widerstand von Dalfsen hilft ihm weiter nach Süden zu kommen. Wie andere Piloten versucht er, den Rhein in befreites Gebiet zu überqueren, scheitert aber leider. Kurz darauf erlebt er seine Befreiung am 30. März in Zelhem zusammen mit den Überlebenden der Ende September in Dalfsen abgestürzten Lancaster.
Text Hugo van den Ende
Recherche Stefan Hendriks