Jersey
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Das in Beaumont errichtete Bäckereigebäude der Organisation Todt („O.T. Bäckerei“) ist heute in eine moderne Wohnanlage integriert.
Ausländische Arbeiter hatten Anrecht auf eine angemessene Tagesration Brot und Fleisch. Diese erhielten sie jedoch nur selten, da Hafenarbeiter in Frankreich und auf den Kanalinseln in großem Umfang Lebensmittel unterschlugen und die Angehörigen der Organisation Todt auf Jersey korrupt waren. Infolgedessen hatten die Insassen der Arbeitslager extrem wenig zu essen.
Ihre Verpflegung bestand im Allgemeinen aus Kaffee-Ersatz am Morgen, einer dünnen Gemüsesuppe zum Mittagessen und abends einem 1-kg-Brot, das sich fünf Männer teilen mussten. Zweimal wöchentlich wurden 25 Gramm Butter pro Person ausgegeben, und gelegentlich gab es Extras wie Wurst, Marmelade, Käse oder frisches Gemüse. Aber das war für die schwere körperliche Arbeit natürlich nicht ausreichend.
Derartig spartanische Rationen veranlassten bezahlte Zwangsarbeiter, bei den Bauern auf der Insel zusätzlich etwas Essbares zu kaufen, obwohl dies verboten war. Dagegen blieb den russischen Arbeitern, deren Lebens- und Arbeitsbedingungen noch schlechter waren, nichts anderes übrig, als bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu betteln und zu stehlen. 1942 starben vier algerische Arbeiter, die in ihrer Verzweiflung vor Hunger giftige Schierlingspflanzen gegessen hatten.
Der ukrainische Zwangsarbeiter Vasily Marempolsky beschrieb die kärglichen Mahlzeiten: „Wir standen um fünf Uhr auf und tranken schmutziges schwarzes Wasser, das als Kaffee bezeichnet wurde. Nach dem Frühstück ertönte die Trillerpfeife und mussten wir für die Deutschen strammstehen; wer zu langsam war, wurde geschlagen. Zwischen ein und zwei Uhr war Mittagspause und bekamen wir ‚Rübensuppe‘, das war Wasser mit einem winzigen Stückchen Rübe drin. In der Regel arbeiteten wir zwölf bis vierzehn Stunden am Tag, und am Ende des Tages erhielten alle ein Kärtchen mit der Aufschrift ‚Abendessen‘. Damit hatten wir Anspruch auf einen halben Liter Suppe und 200 Gramm ‚Brot‘, das mit Holzschnitzel versetzt war. Jeden zweiten Sonntag hatten wir einen freien Tag und bekamen dann kein Essen, weil wir nicht arbeiteten.“
Die Erinnerungen des republikanischen Spaniers Francisco Font klingen nicht viel anders:
„Das Essen – oh mein Gott, wir nannten es Kohlsuppe ohne Kohl, das gibt Ihnen ungefähr eine Vorstellung davon, wie kalorienarm es war. Morgens kriegten wir einen halben Laib Brot und etwas schwarzen Kaffee. An manchen Tagen bekamen wir ein winziges bisschen Wurst. Mittags diese Suppe, eigentlich Wasser, und abends wieder die gleiche Suppe.“