Frankreich
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Madeleine Riffaud war Mitglied der französischen Résistance, die waghalsige Missionen gegen die Nazis durchführte und dabei Gefangennahme und Folter für die Befreiung ihres Landes in Kauf nahm.
Madeleine Riffaud, geboren am 23. August 1924 in Arvillers, Frankreich, wuchs inmitten der verbliebenen Narben des Ersten Weltkriegs auf. Als Tochter eines Lehrerehepaares zog sie als junge Frau nach Paris, wo sie sich zur Literatur und Poesie hingezogen fühlte. Mit nur 18 Jahren schloss sie sich 1942 der französischen Résistance an und nahm den Decknamen "Rainer" an, nach ihrem Lieblingsdichter Rainer Maria Rilke. Riffaud schloss sich der FTP (Francs-Tireurs et Partisans, deutsch: Freischärler und Partisanen) an und nahm ein Leben voller Risiken und Einsatzbereitschaft im Kampf gegen die Nazi-Besatzung auf sich.
Im Jahr 1944, nach dem Massaker von Oradour-sur-Glane, ergriff Madeleine Riffaud eine entscheidende Maßnahme, die ihr Vermächtnis prägen sollte. Am 23. Juli 1944 erschoss sie am helllichten Tag einen deutschen Offizier auf der Solférino-Fußgängerbrücke in Paris. Später sagte sie, dass diese Tat, die sie "mit den Waffen des Schmerzes" ausführte, eine grimmige Pflicht war, frei von persönlichem Hass. Kurz nach dem Anschlag wurde Riffaud von der Gestapo gefangen genommen, die sie wochenlang unerbittlich folterte, um Informationen über ihr Netzwerk zu erhalten. Trotz der brutalen Verhöre schwieg sie, selbst als sie zum Tode verurteilt und in Fresnes inhaftiert wurde, wobei sie mehrmals nur knapp der Hinrichtung entging. Aufgrund eines vom schwedischen Konsul Raoul Nordling organisierten Gefangenenaustausches wurde sie letzten Endes verschont.
Nach ihrer Freilassung kehrte Riffaud sofort zum französischen Widerstand zurück. Am 23. August 1944 - ihrem 20. Geburtstag - führte sie einen Angriff auf einen deutschen Panzerzug im Buttes-Chaumont-Tunnel an und nahm über 80 feindliche Soldaten gefangen. Ihre Tapferkeit bei diesem Einsatz brachte ihr den Rang eines Leutnants der französischen Streitkräfte des Inneren ein, eine seltene Ehre für eine so junge Frau.
Nach dem Krieg verarbeitete Madeleine Riffaud das Trauma ihrer Erlebnisse mit Hilfe des Dichters Paul Éluard. Später wurde sie Journalistin und berichtete über den Vietnam- und den Algerienkrieg mit demselben Engagement für Wahrheit und Gerechtigkeit, das auch ihr Handeln im Krieg bestimmt hatte.
Madeleine Riffaud verstarb am 6. November 2024 im Alter von 100 Jahren.